Zuschriften zu den Lehrerlöhnen

Wir sind enttäuscht

Nicole Macher, im Namen des Kindergartens Neuhausen

 

Wir als altersdurchmischtes Kindergärtnerinnenteam sind irritiert über den Artikel zu den Lehrerlöhnen und das Interview mit unserem Erziehungsdirektor Christian Amsler in den SN. Anstelle von Reizwörtern wie «Lehrpersonen mit Spitzenlöhnen» (insbesondere in Bezug auf uns Kindergartenlehrpersonen) erwarten wir künftig eine seriöse Recherche der Fakten und eine wahrheitsgetreue Berichterstattung. Wir arbeiten engagiert und gerne trotz manchmal schwierigen Voraussetzungen und sind enttäuscht, dass man uns als Berufsgruppe auf diese Art und Weise «an den Karren» fährt.


So nicht, Herr Regierungsrat

Vreni Schaer, Schaffhausen

 

Ich habe grosse Mühe mit dem Informationsstil von Herrn Regierungsrat Amsler. Ich freute mich über die guten Löhne unserer pädagogischen Fachpersonen, die er in den SN publizierte – leider alles nur Theorie. Dass Herr Amsler anscheinend in ein laufendes Verfahren eingegriffen hat, stört mich ebenfalls sehr; ich empfinde das und die Fehlinformation als seines Amtes unwürdig. Ein persönlicher Brief an Herrn Amsler ist unterwegs. Ich wünsche allen Betroffenen viel Kraft für ihre und Freude an ihrer Arbeit mit den Kindern und danke allen für ihren Einsatz.


So geht das nicht!

Monica Herzog-Arquint via Facebook

 

Ich habe zwei Freundinnen mit der selben Ausbildung wie ich und den selben Dienstjahren. Es sind 1150 Franken jeden Monat, die sie mehr verdienen. Der durchschnittliche Mehrverdienst im Kanton Zürich sind 1000 Franken und wir sollten da nicht mit Ausnahmen argumentieren, das ist nur peinlich. Bin ich eine vertrottelte Idealistin, will ich meine Arbeit abwerten oder fühle ich mich dem Kanton Schaffhausen so verbunden? Nichts von alldem, ich wohne einfach zufällig nah am Kanton SH und liebe meine Arbeit an der Sonderschule. Aber wenn ich dann noch so einen läppischen Versuch lese, diese Unterschiede weg zu schreiben, bin ich befremdet. Nein, so geht das nicht.


Diskrepanz zwischen Theorie und Wirklichkeit

Enrico Künzler und Monika Koch, Neuhausen am Rheinfall

 

Wie der Samstagsausgabe der SN zu entnehmen war, scheinen die Kindergärtnerinnen in Schaffhausen auf Rosen gebettet zu sein im Gegensatz zu ihren armen Kolleginnen im Kanton Zürich. Theoretisch verdient im Kanton Schaffhausen eine Kindergärtnerin also bis zu 121'000 Franken im Gegensatz zu 119'000 im Kanton Zürich. Nun stellt sich aber die Frage ob dies auch in der Realität zutrifft oder nicht. Dazu schauten wir uns die öffentlich zugänglichen Daten an.

 

Kindergärtnerinnen sind im Kanton Schaffhausen im Lohnband 8 eingestuft und wenn man sich die Lohnbandminima und Maxima Liste ab 1.Januar 2013 ansieht, dann steht da als Maximalwert nicht 121'000 sondern 115'570 was dann doch wieder tiefer liegt als das Maximum im Kanton Zürich.

 

Um diesen Lohn erhalten zu können, müsste eine Kindergärtnerin allerdings in der Bandposition „e“ eingeteilt sein, was jedoch für keine Kindergärtnerin der Fall ist. Es gibt also in ganz Schaffhausen keine einzige Kindergärtnerin, welche tatsächlich den Spitzenlohn von aktuell 115'570 im Jahr erhält.

 

Wenn eine Kindergärtnerin 30 Jahre in Schaffhausen gearbeitet hat und immer hervorragende Qualifikationen erhalten hat, dann kommt sie kaum über die Bandposition „c“ und somit maximal auf ein Jahresgehalt von 102'800.

 

Niemand behauptet, dass dies ein schlechter Lohn sei, jedoch ist es nicht korrekt zu behaupten, Kindergärtnerinnen würden bis zu 121'000 verdienen. Eine Kindergärtnerin verdient also nicht wie fälschlicherweise veröffentlicht 2'600 mehr als ihre Kollegin im Kanton Zürich, sondern 15'900 weniger als ihr Kollegin im Kanton Zürich.

 

Wenn schon Löhne veröffentlicht werden, dann wäre es nichts als Fair, wenn man dazu auch die Realität dahinter veröffentlichen würde und nicht nur die theoretischen Möglichkeiten.

 

Die korrekten Daten sind übrigens für alle Interessierten unter diesem Link zu finden.

 


Irreführung der Öffentlichkeit

Carin Joos, Stefan Höneisen, Franziska Luginbühl, Schaffhausen

 

Dass der kantonale Arbeitgeber ohne weitere Erklärungen solche Lohnzahlen veröffentlicht, obwohl er weiss, dass keine einzige Kindergartenlehrperson – auch nicht nach 43 Dienstjahren – über die Einteilung im Mittelfeld hinauskommen kann, ist uns Kindergärtnerinnen unverständlich. Dass die Öffentlichkeit glaubt, was diesbezüglich in der Zeitung steht, können wir noch verstehen – auch wir haben bei der Überführung ins neue Lohnsystem geglaubt, noch während unserer Berufsausübung ins Maximum zu gelangen. Dass wir dazu aber mindestens bis zum 85. Altersjahr arbeiten müssten, zeugt davon, dass das neue Lohnsystem nicht hält, was es verspricht, beziehungsweise nicht funktioniert! Ist das paradiesische Schaffhausen für Kindergartenlehrpersonen extra noch kleiner als klein?


Was die Zahlen nicht sagen...

Pablo Zarotti, Neuhausen am Rheinfall

 

Im SN-Artikel wurden nur die Einstiegslöhne und die Lohnmaxima mit anderen Kantonen verglichen. Dies ist nicht grundsätzlich falsch, aber die Lohnentwicklung wird dabei ausser Acht gelassen. Was nützt es, wenn der Maximallohn zwar hoch ist, aber bis zur Pensionierung nie erreicht werden kann? Im Kanton Schaffhausen werden die Lohnerhöhungen durch den Kantonsrat festgelegt. Wenn, wie in den letzten fünf Jahren, keine oder nur kleine Lohnerhöhungen bewilligt werden, steigen die Löhne nicht an. Nach wenigen Jahren hat eine Lehrkraft in einem anderen Kanton also einen höheren Lohn als in Schaffhausen, obwohl der Einstiegslohn tiefer war. Weil unsere Einstiegslöhne momentan noch konkurrenzfähig sind, konnten bis jetzt alle Stellen besetzt werden. Aber neue Lehrkräfte kommen oft nicht aus dem Kanton Schaffhausen. Daher werden diese auch weiterziehen, wenn sie andernorts mehr verdienen können. Anstatt ein paar Zahlen aufzulisten und ein bisschen Öl ins Feuer zu giessen, wären Antworten auf folgende Fragen viel interessanter: Woher kommen unsere neuen Lehrkräfte, und wie lange bleiben sie im Kanton? Weshalb gibt es fast keine jungen Primarlehrer mehr? Und warum gibt es generell nicht mehr genug Schaffhauserinnen und Schaffhauser, welche im Kanton unterrichten möchten? An den Löhnen kann es ja nicht liegen …

 

Ausserdem fällt Folgendes auf: Je höher die Schulstufe ist, desto schlechter fällt der Vergleich mit den anderen Kantonen aus. Wurden wohl deshalb die Löhne der Lehrkräfte der Kantonsschule nicht aufgelistet?


Die Regierung ist in dieser Sache Partei

Bea Joos-Müller, Schaffhausen

 

Es ist eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit, wenn die Regierung Zahlen zu Löhnen veröffentlicht, die zwar in den gesetzlichen Grundlagen vorgesehen sind, aber gar nicht ausbezahlt werden. Es ist sogar eine Irreführung des Parlamentes, das Mindest- und Höchstansätze festgelegt hat, an die sich das Personalamt nicht hält. Richtig ist, dass die Anfangslöhne von Schaffhauser Kindergärtnerinnen im Schweizer Durchschnitt anständig sind, aber die gesetzlich vorgeschriebenen Lohnanstiege werden auch bei bestqualifizierten Lehrpersonen nicht nach Gesetz vollzogen. Aus diesem Grund steht eine Anzahl von Kindergartenlehrpersonen vor Obergericht, die Regierung ist in dieser Sache Partei. In einem laufenden Verfahren sollte man sich nicht äussern, vor allem nicht mit der Vorspiegelung falscher Tatsachen.


Ein schönes Lohnmärchen

Patricia Walter, Flurlingen

 

Wir verdienen zum Teil unser Geld mit Märchenerzählen, aber wir lassen uns nicht gerne einen Bären aufbinden. Wie am Samstag in der Zeitung zu lesen war, gehören wir zu den Topverdienerinnen. Wenn die Bevölkerung solche Zahlen liest, denkt man: Die Kindergartenlehrpersonen müssen mehr als zufrieden sein. Tatsache ist, wir haben einen guten Beruf, nur sind die veröffentlichten Zahlen wahrlich märchenhaft. Als wir vor circa acht Jahren in das neue Lohnsystem überführt wurden, hob man die Anfangslöhne der Kindergartenlehrpersonen an, da Schaffhausen kaum mehr konkurrenzfähig war. Die Ernüchterung folgte schnell. Wir älteren Kindergartenlehrpersonen wurden in ein System überführt, in dem wir keine Chance haben, nur annähernd den publizierten Maximallohn zu erreichen. Womit wir schlecht umgehen können, ist Ungerechtigkeit, deshalb entschloss sich ein grosser Teil der Berufskolleginnen, diese Missstände anzufechten. Nun werden Zahlen veröffentlicht, die diese Anfechtung gelinde gesagt lächerlich wirken lassen. Würden wir diesen Lohn erhalten, wären wir tatsächlich mehr als zufrieden. Wem nützt es also, wenn der Bevölkerung so ein Märchen erzählt wird?

Kommentar schreiben

Kommentare: 0